Juraj Jascur

Das Familienerbe

Das Dasein eines Privilegierten

(Nur die Besten überleben!). Dieser Satz schwingt immer noch in Ruben Juniors Gehirn. Er ist ein Bewohner des Mondes Nr. 164. Er liegt auf dem prallen Gras neben einer exotischen Schönheit. Sie gehört einer Art an, die nur mit einer Sondergenehmigung auf den Monden leben darf. Sie heisst Leila. (Nur die Besten überleben!). Während er mit seinen Fingern sanft über die grüne Haut ihres Körpers gleitet, muss er sich wieder an eines seiner Mitschüler erinnern. Ben Klosen ist sein Name…
Er gilt als der Beste in seiner Klasse. In jedem Fach brilliert er. Ob in sportlichen, intellektuellen, sozialen, praktischen oder künstlerischen Fächern, er ist der Überflieger. Dabei gehört er nur einer weniger entwickelten Art an. Er ist ein Mensch, genauso wie Ruben. Ben wird es zum Verhängnis, weil seine Eltern in den Augen der Gesellschaft des Mondes Nr. 164 versagen. Er steht plötzlich vor der ganzen Klasse auf und verkündet mit fester Stimme, dass er zusammen mit seinen Eltern nach Tonk, dem Mutterplaneten, umziehen würde. Gross und breit steht er da. Sein blondes Haar schimmert im grellen Sonnenlicht.
Ruben Junior Tholen kann nicht umhin, als ihn in diesem Moment zu bedauern und von tiefstem Herzen zu bewundern. Er ist eine Zierde seiner Art.
„Nur die Besten überleben!“, denkt er…
Was aus Ben geworden ist, weiss er nicht. Aber er ahnt, dass Einwohnern wie ihm und all den anderen Privilegierten, ob nun hier auf Nr. 164 oder auf den anderen Monden Schreckliches bevorsteht, wenn sie versagen. Er versucht diesen Satz, „Nur die Besten überleben!“, in seinem Kopf abzustellen. Doch es gelingt ihm nur schwer. So sehr sich seine Freundin bemüht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, seine Gedanken gleiten immer wieder ab, weit weg von ihr.
„Ruben, magst du mich?“.
Er blickt ihr fest in die Augen. Doch seine Gedanken bleiben bei seinem Freund und Vorbild, Ben Klosen. Es gibt weder hier auf diesem Mond, noch auf all den anderen Monden sozialen Einrichtungen für Bürger, die versagen. Man erachtet es als ökonomisch, sie einfach abzuschieben.
Tonk beherbergt ca. 970 Milliarden Einwohner in einer einzigen Stadt, welche mit dem Vorort der Hölle zu vergleichen ist. Dieser Gigant von einem Himmelskörper wird von 234 Monden umkreist, auf denen die Glücklichen leben. Sie gehören der Privilegierten Schicht an. Sie haben es deshalb nicht einfacher. Sie müssen sich in regelmässigen Zeitabständen bewähren. Umgerechnet in Erdeinheiten, wiederholen sich diese Prüfungen Jahr für Jahr. Diese Zeiteinheit lässt sich in Untereinheiten einteilen, also in Monaten, Wochen, Tagen und Stunden. Diese uralte Zeiteinteilung ist eine Erfindung des Menschen und wird weder auf den Monden, noch auf dem Planeten Tonk offiziell anerkannt. Aber die Menschen bleiben sich treu, indem sie ihrem eigenen Rhythmus folgen. Der Legende nach bevölkern die Erfinder dieser Zeiteinteilung ein Sonnensystem in einer anderen Zeit, in einem anderen Ort und in einer anderen Dimension.
Ruben Juniors Eltern gehören einer privilegierten Schicht an. Sie haben es nicht versäumt ihn von klein auf hinsichtlich der gigantischen und komplex strukturierten Gesellschaft aufzuklären. Deshalb ist er sich schon sehr früh der Bedeutung des hierarchischen Aufbaus seiner Kultur bewusst.
Zusammen mit seinen beiden jüngeren Geschwistern, Isabella und Rafael, geniesst er all den Luxus und die Annehmlichkeiten eines Privilegierten. Er kann sich nicht vorstellen, dass seine Eltern eines Tages versagen könnten. Dafür wirken sie viel zu selbstbewusst.
Ruben Junior macht sich eher Sorgen um seine eigene Zukunft. Noch gilt er nicht als erwachsen. Umgerechnet in Menschenjahren bleibt ihm noch eine Schonfrist von 5 Jahren. Aber dann gibt es für ihn kein Entrinnen mehr. Er wird einen Eignungstest bestehen müssen, um sich weiterhin für einen Aufenthalt auf diesem oder einem anderen Mond qualifizieren zu können. Wenn er versagen würde, würde er abgeschoben. Er müsste sich dann in der Einwohnerkontrolle von Tonk melden. Das Los, das ihn dann träfe, wäre nicht so harrt, wie wenn er ein Verbrechen begangen hätte. Doch die Umstellung wäre für ihn dennoch extrem. Er würde mit einem Mal erfahren, was es bedeutete für immer und ewig geächtet zu werden. Allein die Reise dorthin gleicht einem Horrortrip.
Aber selbst beim erfolgreichen Bestehen dieser Eignungsprüfung würde er sich nicht wirklich auf seine Lorbeeren ausruhen können. Er wird sich ein Leben lang bewähren müssen. Jedes Jahr wird er mit der Angst leben müssen, eines Tages versagen zu können.
Rubens Leistungen in der Schule sind nicht brillant, wie die von Ben, aber er kann sich immerhin zu den Besseren zählen. Er hat im Grunde nichts zu befürchten. Doch er kennt viele, welche zu den so genannten Wackelkandidaten gehören. Sogar einige seiner Freunde geben grossen Anlass zur Sorge. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit 20 durch die grosse Eignungsprüfung fallen, ist gross. (Nur die Besten überleben!).
Zorn überkommt ihn über die grosse Ungerechtigkeit des Lebens. Warum muss Ben darunter leiden, dass seine Eltern versagt haben? Voller Verachtung blickt er in die gelben Augen von Leila, deren Körper vor sexueller Erregtheit zittert. Sie kann sich glücklich schätzen, dass sie in den Armen eines Privilegierten liegen darf. Sanft und provokativ streichelt er sie unten. Nur ein dünner Stofffetzen bedeckt ihre weibliche Scham. Ihre prallen Brüste sind noch nicht voll ausgereift. Trotzdem kann er nicht umhin als ihre Form als perfekt zu erachten. Siegessicher lässt er seinen Blick über ihren grünen und makellosen Körper gleiten.
„Du bist sehr schön, Leila! Mit wie vielen hast du es schon getrieben?“.
Seine Stimme klingt eiskalt und fest. Es ist nicht die Stimme eines Teenagers, der zum ersten Mal die Gelegenheit ergreift, sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Leila strahlt ihn dankbar an.
„Du bist der erste! Keiner will mich, weil ich nur eine Echse bin!“.
„Eine Echse?“.
„Ja, so nennen sie uns! Hast du das nicht gewusst?“.
Ruben hat es gewusst, obwohl er nicht in einem Haushalt aufgewachsen ist, wo Bedienstete wie Leila beschäftigt sind. Seine Eltern können sich das im Gegensatz zu vielen anderen Eltern seiner Klassenkameraden nicht leisten. Auf der Schule bekommt er so einiges mit. Bevor er Leila kennen lernt, sind ihm die Arten, welche zu einem Sklavendasein verdammt sind, eher fremd. Er erinnert sich noch, als er Leila das erste Mal sieht…
Leila ist noch ein kleines Mädchen, als sie zum ersten Mal als Putzkraft in der Schule beginnt. Da besucht Ruben erste Klasse. Inzwischen sind weitere Jahre vergangen. Er begegnet dieser eifrigen Putzfrau täglich. Anfangs schenkt er ihr keine Beachtung. Obwohl sie ihm immer freundlich zulächelt, ignoriert er sie einfach. Ein Privilegierter gibt sich normalerweise nicht mit Wesen wie sie ab.
Als er etwas älter wird, beginnt sich etwas in ihm zu regen. Er kann sich damals nicht erklären, was genau mit ihm passiert. Es ist diese Unruhe und ständige Erregtheit, die ihn fast täglich überkommt. Es hat mit dem anderen Geschlecht zu tun. Anfangs will er sich das nicht eingestehen. Doch als er mitbekommt, dass es vielen seiner Freunde ähnlich ergeht, lässt er seine neuen Gefühle endlich zu. Von da an beginnt er sich auch für Leila zu interessieren.
Selbstverständlich lässt er sich nicht dazu herab, sich mit ihr anzufreunden. Dazu fühlt er sich viel zu erhaben. Er tut es wie die anderen männlichen Privilegierten. Er kokettiert mit ihr fast täglich. Sein Lieblingsspiel ist, ihr in den Hintern zu kneifen. Das erregt ihn ungemein und verleiht ihm ein Gefühl von Macht. Er will aber auf keinen Fall auffallen. Er darf sich ihr nicht zu oft nähern, um nicht Gefahr zu laufen, als Sonderling abgestempelt zu werden. Das passiert einem Mitschüler von ihm, der sich mit einem Echsenmädchen anfreundet.
Er behandelt sie wie einen ebenbürtigen Partner. Sie haben keinen Geschlechtsverkehr. Sie gehen dennoch zu vertraut miteinander um. Das fällt den anderen auf. Ihre Freundschaft dauert nicht sehr lange. Sie ist ebenfalls Putzfrau auf dieser Schule, musst jedoch dann gehen. Sehr wahrscheinlich arbeitet sie jetzt irgendwo anders als Bedienstete. Auch Eugen, so heisst sein Mitschüler, den man nur noch „Echsenfreund“ nennt, muss zu all seinem Übel die Schule verlassen, weil er mit seinen Eltern auf Tonk überzusiedeln hat. Der Schicksalsschlag von Eugen berührt Ruben jedoch nicht so stark.
Dafür geht ihm Ben Klosens Fall unter die Haut. Er muss aufpassen, dass er nicht noch aggressive Gefühle gegen Leila entwickelt, die immer noch hier in diesem schönen Ort leben darf, während ein so wertvolles Mitglied, wie Ben Klosen, von der Gesellschaft abgeschoben wird. In den letzten drei Jahren kommt er Leila nicht sehr nahe. Er wechselt mit ihr ein paar Worte und lässt keine Gelegenheit aus, ihr seine Macht zu demonstrieren. Er hat auch ständig das Gefühl, es den anderen in seiner Schule beweisen zu müssen. Wenn er mit ihr spricht, fühlt er sich ihr gegenüber überlegen. Bewusst behandelt er sie in der Öffentlichkeit wie eine Untergebene, wie eine Sklavin, wie eine Minderwertige.
Er muss sie nicht schlagen, beschimpfen oder unnötig demütigen, um gut dazustehen. Er lächelt sie an, berührt sie bei jeder Gelegenheit und ist mitunter sogar zärtlich zu ihr. Der springende Punkt ist der, dass er diesem Echsenmädchen gegenüber souverän auftritt. Er darf kein Mitgefühl zeigen und ihr womöglich noch Respekt entgegenbringen. Das gilt generell für alle dieser minderwertigen Rasse. Denn dann werden sie frech und erlauben sich immer mehr. Das ist eine allgemeine Tatsache, nach der sich die meisten Privilegierten richten.
Einmal passiert es dann. Er bleibt noch etwas länger in der Schule. Als er dann endlich all seine Aufgaben beendet hat, verlässt er das Klassenzimmer. Auf dem Flur begegnet er plötzlich Leila, wie sie auf dem Boden herumkriecht und den Boden schrubbt. Er betrachtet sie von hinten. Es erregt ihn ungemein. Sie hat genau die Position, die ihn an einen minderwertigen Sklaven erinnert. Wie sie sich so abmüht, stellt er sich vor, wie sich die Hitze unter ihrer dicken Arbeitsuniform, die das Markenzeichen der Bediensteten ist, aufstaut.
„Bestimmt sehnt sie sich nach etwas Abkühlung und Erholung!“, denkt er erregt.
Es ist allgemein bekannt, dass die Echsen als sehr triebgesteuert gelten. Diese Erkenntnis lässt ihn annehmen, dass dieses Mädchen, oder besser gesagt angehende Frau, vor sexuelles Verlangen fast sterben muss. Rasch blickt er in alle Richtungen, um sich zu vergewissern, dass er mit ihr allein ist. Langsam nähert er sich ihr von hinten. Mit seiner Hand gleitet er fest über ihren muskulösen Rücken. Er kann ihren warmen Körper unter diesem dicken Stoff spüren. Langsam gleitet er weiter nach hinten, während sie fleissig weiterschrubbt. Sie dreht sich rasch um und schenkt ihm das bezauberndste Lächeln, das er sich nur vorstellen kann. Also bald richtet sie pflichtbewusst ihre Augen wieder auf den Boden, um ihre Arbeit fortzusetzen, während er gierig seine Hände auf ihr Gesäss wandern lässt. Es fällt ihm nicht schwer seine vor Erregung zitternden Finger zwischen ihre Gesässbacken zu stecken.
Ihre Hose, die ohnehin ein paar Nummern zu klein ist, schmiegt sich auf verführerische Weise an ihre Haut.
„Im Schritt muss der Stoff bestimmt drücken!“, denkt er schadenfroh.
Ihre mächtigen Hinterbacken quellen richtig auseinander. Er hat eine Erektion. Mit seinen Fingern, die immer noch zwischen ihren Beinen ruhen, spürt er, dass sie schwitzt. Als Leila kurz aufhört zu putzen, um seine Berührungen besser geniessen zu können, schlägt er sie ohne Vorwarnung kräftig auf den Hintern.
„Weiter arbeiten, du geile Sau!“, ruft er dann neckisch und lacht.
Leila lacht nicht, blickt ihn jedoch mit flehenden Augen freundlich an. Eigentlich will er nicht gehen. Er kann den Druck in seiner Hose kaum aushalten. Am liebsten hätte er sich auf sie gestürzt und ihr die Kleider vom Leibe gerissen. Stattdessen fragt er sie so beiläufig wie er nur kann, ob sie Lust hätte, sich mit ihm zu verabreden. Selbstverständlich nimmt sie sein Angebot dankbar an.
„Oh ja, ich freue mich!“.
Das sind ihre letzten Worte…
Ruben holt sie von der Schule, ihrem Arbeitsort, ab und führt sie zum berühmten See. Es ist ein leichtes sie dazu zu überreden, ihre Kleider auszuziehen. Leila liegt auf dem üppigen Gras und lässt die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem makellosen Körper streicheln. Ihre weibliche Scham ist von einem roten Slip bedeckt. Ruben möchte mit ihr noch nicht ins Wasser. Denn er ist sich bewusst, dass er dann womöglich all seine Hemmung fallen lassen würde. Er möchte den Moment auskosten. In seiner hautengen Badehose kann man die Umrisse seines erregten Gliedes mühelos erkennen. Das stört ihn nicht. Speziell hier an diesem Ort treffen sich viele Privilegierte männliche Wesen mit ihren unterprivilegierten Geliebten. Unter ihnen gibt es auch viele Echsen. Ruben fühlt sich sicher. Ihm entgeht nicht, dass Leila gierig zwischen seinen Beinen starrt.
„Pass auf, Leila, wenn du die Aufgabe richtig löst, darfst du ihn streicheln!“.
Leila versteht sofort, was er meint. Erschreckt zuckt sie zusammen. Ruben blickt ihr fest in die Augen. Er geniesst seine Macht. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass sie sich vor sexuelles Verlangen nach seinen Berührungen fast verzerrt. Er stellt ihr Rechenaufgaben, die sie nicht zu lösen vermag.
„Leila, Leila, du bist nicht besonders helle! Was für eine Enttäuschung! Du musst wissen, dass ich es nicht mit jeder treibe!“.
Sanft streichelt er ihren Bauch, auf das hin sie noch stärker zu zittern beginnt.
„Willst du mich spüren? Willst du mich spüren?“.
Als er sie das fragt, packt er sie am Unterkiefer und berührt mit dem Zeigefinger ihre trockenen grünen Lippen. Sie nickt nur wie ein kleines Kind. Das erregt ihn noch mehr. Er überreicht ihr ein Kinderbuch, das er eigens für sie gekauft hat.
„Da, mein Mädchen! Lies es! Ich gehe mich jetzt abkühlen! Wenn du fertig bist, werde ich dich abfragen. Wehe, du enttäuscht mich!“.
Pflichtbewusst ergreift sie dieses Buch und blickt ihn voller Ehrfurcht an. Sehnsüchtig blickt sie ihm hinterher, wie er auf den kleinen See zugeht, der nur ein paar Meter von ihr entfernt ist. Ruben taucht in das kühle Nass ein. Das Gefühl ist herrlich erfrischend. Aber noch viel besser als dieses angenehme Gefühl ist für ihn die Tatsache, dass sich ein weibliches Wesen extra für ihn draussen abmüht und schwitzt. Als er wieder aufgetaucht ist, begibt er sich am Ufer und beobachtet Leila, wie sie angestrengt Seite für Seite umblättert.
Er hat die perfekte Position, um sie im Blick zu behalten. Sie jedoch vermag ihn nicht zu sehen. Sie legt ihre kleine grüne, fliehende Stirn in Falten. Das Lesen muss ihr unheimlich schwer fallen. „Wird sie es schaffen, sinnvolle Informationen aus diesem Kinderbuch herauszufiltern“, fragt er sich. Sie sitzt mit gekreuzten Beinen in aufrechter Haltung. Das passt zu ihr. In seinen Augen ist sie aufrichtig und einfältig. Sie gibt stets ihr Bestes, wenn es um die Erledigung ihrer Pflichten geht. Dabei verfolgt sie meist ein Ziel, nämlich dass sie Anerkennung erhält. Genüsslich starrt er ihr zwischen die Beine. Der Satz: „nur die Besten überleben!“, scheint er inzwischen erfolgreich aus seinem Gehirn verbannt zu haben.
Die Sonne brennt unbarmherzig auf ihren nackten Schädel. Ihre Emotionen sind einfach und klar. Sie will geliebt werden und dafür muss sie etwas leisten. Das brennende Verlangen zwischen ihren Beinen erinnert sie tatsächlich daran, wie begehrenswert die Welt um sie herum doch ist. Es ist eine Welt, die ihr jegliche Rechte als Frau und zivilisiertes Wesen verneint. Ihr Dasein dient nur einem Zweck, nämlich der Welt zu dienen. Das wurde ihr seit ihrer Geburt eingebläut. Sie hat es noch niemals gewagt, das zu hinterfragen. Sie erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Ruben, als ob es gestern gewesen wäre.
Er ist ein Mensch. Er hätte ebenso ein Dragoner oder Snex sein können. Das spielt in ihren Augen keine Rolle. Für sie gehört er einer Art an, die hierarchisch weit über sie steht. Endlich steigt er aus dem Wasser und nähert sich ihr. Ihr heisses Verlangen, von ihm berührt zu werden überdeckt ihre Angst zu versagen. Sie hat das Buch noch nicht fertig gelesen. Sie versucht sich zu entschuldigen. Sie ist wie ein Kind, das sich schuldig fühlt. Sie merkt nicht einmal, wie sie sich vor seinen Augen erniedrigt. Sie rekelt sich voller Verlangen in der grünen Wiese. Sie erinnert Ruben an ein hilfloses Tier, das der Willkür ihres Herrn ausgesetzt ist. Im Grunde entspricht das ja auch der Wahrheit. Doch der Jüngling, der noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht hat, verscheucht bewusst all die unangenehmen Fragen im Zusammenhang mit Moral und Gesellschaft aus seinem Kopf.
Noch am Tag zuvor fragte er sich insgeheim, wie den der eigentliche Geschlechtsakt denn technisch betrachtet ablaufen würde. Doch als er dieses hilflose Wesen vor sich sieht, verfliegt sein Selbstzweifel. Die Befürchtung, dass sie schon etwas mit anderen Männern gehabt haben könnte und sie ihn mit denen vergleichen könnte, verflüchtigt sich, als er in ihre unschuldigen gelben Augen blickt. Als er ihr kleines Köpfchen streichelt, fühlt er sich mächtig und erfüllt von wilder Lust. Sie gehört ihm und er kann mit ihr anstellen, wonach ihm gerade ist. Plötzlich hört er die Moralpredigten seiner Mutter in seinem Kopf.
Wieder einmal klagt sie all die männlichen und sexistischen Wesen an, welche keinen Skrupel haben, unschuldige Wesen sexuell auszubeuten. Wie ein Tonband werden die Worte seiner Mutter mechanisch abgespult. Doch nichts vermag Ruben davon abzuhalten seine Lust an diesem Mädchen auszuleben. Wie ein wildes Tier stürzt er sich auf sie. Nur die Anwesenheit der anderen Badegäste hindert ihn daran, dass er rücksichtslos ihren winzigen Slip vom Leibe reisst. Also begnügt er sich damit, sie an jeder erdenklichen Stelle ihres Körpers zu begrapschen. Er denkt noch nicht daran, in sie einzudringen. Für den Schutz hat er gesorgt, um eine mögliche Ansteckung ganz auszuschliessen. Er ist jedoch noch nicht so weit den eigentlichen Geschlechtsakt mit ihr zu vollziehen.
Sie atmet kaum. Sie wagt es nicht einmal zu stöhnen. Sie liegt nur da und lässt alles mit sich geschehen. Ihr Körper zittert unaufhörlich. Das turnt Ruben noch mehr an.
„Komm mit!“, zischt er, nachdem er plötzlich ruckartig aufgestanden ist.
Er führt sie in die künstlichen Gärten hinein, in der Hoffnung, nicht mehr den Blicken der anderen ausgesetzt zu sein. Endlich erreichen sie eine Stelle, wo sie ungestört sind. Er starrt Leila an. Ihr Körper gleicht der einer ausgewachsenen Menschenfrau. Ihre üppigen Hüften betonen ihre Hilflosigkeit. Er ist frei von Scham, als er sie schamlos mustert. Leila steht hilflos da und wartet sehnsüchtig auf die Liebe, die nicht kommt. Er nähert sich ihr und fasst sie grob zwischen ihre Beine.
„Tut das weh?“, fragt er mit zitternder Stimme.
Leila schüttelt nur ihren Kopf. Er dringt mit seinen Fingern in sie hinein.
„Gefällt dir das?“.
Sie nickt stumm und lächelt ihn unschuldig an.
„Willst du meine Freundin sein?“.
Wieder nickt sie stumm wie ein unschuldiges Kleinkind. Sanft beginnt er ihr Köpfchen zu streicheln. Sie hält das für einen Akt der Zärtlichkeit. Doch er hegt weder zärtliche Gefühle für sie, noch will er sie als Freundin. Für ihn ist sie bloss ein erotisches Spielzeug, das sprechen kann. Er fällt eine Entscheidung. Er will noch nicht in sie eindringen. Denn er ist davon überzeugt, dass er damit die Distanz zu ihr verlieren würde. Er ist sich gewiss, dass sie ihm für immer und ewig hörig sein würde und es nicht wagen würde ihn zu betrügen.
„Zieh dir deine Uniform an!“, befiehlt er ihr barsch.
Ehrfürchtig blickt sie ihn an und befolgt wortlos seinen Befehl.
„Du gehörst jetzt zu mir, ist das klar! Wenn ich dich mit einem anderen Mann sehe, dann werde ich dich verlassen! Wenn dich jemand fragt, dann sagst du einfach, dass du schon jemandem gehörst! Mach einfach, was ich dir sage, dann werde ich dich glücklich machen! Wir werden wieder hierher kommen. Ich weiss noch nicht wann, aber ich werde dich dann benachrichtigen!“.
Voller Demut steht sie vor ihm. Sie ist bereits wieder angezogen. Ruben starrt sie voller Geilheit an. Er steht immer noch in seiner Badehose.
„Küss mich!“.
Sofort nähert sich ihm Leila und spitzt ihre Lippen, um ihn zu küssen.
„Nein! Du darfst etwas viel besseres machen!“.
Rubens Stimme zittert. Bedeutungsvoll weist er mit seinem Zeigefinger nach unten. Sie fährt mit ihrer Zunge, deren knallrote Farbe ein starker Kontrast zu ihrer grünen Hautfarbe bildet, über ihre vollen Lippen. Ruben berührt mit denselben Fingern, mit denen er sie unten berührt hat, ihre Lippen. Sanft, aber fordernd öffnet er ihren Mund. Ehrfürchtig beginnt sie seine Finger zu lecken.
„Du bist mein Mädchen!“.
Mit der anderen Hand tätschelt er ihren kleinen Schädel. Plötzlich packt er ihr Handgelenk. Er führt ihre Hand zu seinem Geschlechtsteil. Dabei blickt er ihr tief in die Augen. Er ist davon überzeugt, dass sie es auch will. Ruben bleibt standhaft. Er schafft es nicht zu stöhnen, als er ihre warmen Finger in seiner Hose spürt.
„Ich will deine schönen Lippen auf meinem Schwanz spüren!“.
Wieder nickt sie wie ein kleines Mädchen. Gehorsam geht sie in die Hocke. Ruben Junior atmet ein und aus. So erregt er auch ist, er verliert nicht die Kontrolle über seinen Körper. Er ist ein Meister der Selbstbeherrschung. Obwohl er noch keine sexuellen Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat, weiss er vieles zum Thema Sex. Er hat sich genauestens über den vorzeitigen Samenerguss informiert. Seit er 12 ist, masturbiert er fast täglich. Dabei hat er seinen Körper und deren Funktionsweise kennen gelernt. Früher konnte er es noch nicht steuern, wann er ejakulierte. Doch bereits als 13 Jähriger erwies er sich als Meister der Kontrolle.
Lust und Kontrolle sind für Ruben zwei untrennbare Begriffe. (Nur die Besten überleben!). Dieser Satz hatte für ihn immer einen negativen Beigeschmack. Doch dieses Mal inspiriert ihn der Klang dieser Worte. Eine harmonische Schwingung baut sich in seinem Gehirn auf. (Ich bin der Beste!).
„Das genügt, Mädchen!“.
Doch Leila hört nicht auf, ihn unten zu lecken. (Sie will es auch!). Unsanft presst Ruben sein steifes Glied in seine Badehose. Leila zuckt schuldbewusst zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie wie ein reumütiger Hund zu ihm hinauf.
„Es ist alles in Ordnung, mein Mädchen! Steh auf!“.
Gemeinsam schlendern sie wieder zum Waldrand. Ruben streichelt ihren Körper. Er kann die Hitze spüren. Souverän grabscht er ihr zwischen ihre Gesässbacken. Er kann fühlen, dass der Stoff von Schweiss durchtränkt ist. Die Tatsache, dass sie noch nicht in den erfrischenden Badegenuss gekommen ist, geilt ihn noch mehr auf. Als sich die beiden wieder in der zivilisierten Welt befinden, steigt wieder seine innere Scham. Er fühlt sich den Blicken der anderen ausgesetzt.
„Lauf hinter mir, so wie es sich gehört!“.
„Ja, Ruben!“.
„Ja, mein Herr, heisst es von jetzt ab!“.
„Ja, mein Herr!“.
„Noch lauter!“.
„Jaaa, mein Herr!“.
Er kann in ihrer hellen Stimme, die so menschlich klingt, weder Scham noch innere Ablehnung heraushören. Jetzt fühlt sich Ruben wieder sicherer. Er hat es geschafft diese für ihn so unangenehme Situation zu meistern. Jetzt endlich darf er sich als einer von vielen Privilegierten sehen, welche ihre Bediensteten im Schlepptau haben. Er fällt nicht auf. Je mehr er sich seinem Elternhaus nähert, desto bedeutungsloser wird seine Beziehung zu Leila.
„Also, mein Mädchen, da trennen sich unsere Wege.“.
Zum Abschied verpasst er ihr einen Klatscher auf den Hintern. Sie dreht sich noch ein letztes Mal ehrfürchtig nach ihm um und schenkt ihm ein bezauberndes Lächeln. Er starrt ihr noch eine Weile hinterher und stellt sich voller Verlangen vor, was er mit ihr noch alles anstellen könnte. Um ihn herum blüht die Natur in ihren schönsten Farben und harmoniert auf vollkommene Weise mit den Wolkenkratzer, den Villen und modernen Maschinen. Das ist seine Welt, wie sie schöner nicht sein kann. Für ihn gehört das der Selbstverständlichkeit an.
Ruben Junior steuert direkt auf einen kleinen Wolkenkratzer zu, der um die 500m hoch ist. Er wohnt mit seinen Eltern und seinen beiden jüngeren Geschwister irgendwo im mittleren Bereich. Natürlich hätte er viel lieber ganz oben gewohnt, doch dafür reicht der Gehalt seiner Eltern nicht aus. Doch auch weiter unten wird der Mieter mit all den Annehmlichkeiten verwöhnt, die einem Privilegierten Mondbewohner zustehen. Als er das elegante Gebäude betritt, steigt der angenehme Geruch nach Putzmittel in seine Nase. Sein voriges Erlebnis am Strand tritt immer weiter in den Hintergrund.
Ein Echsenmann steht auch vor dem Lift. Ehrfürchtig tritt er zur Seite, um Ruben Junior den Vortritt zu lassen. Für ihn ist es selbstverständlich, dass sich Unterprivilegierte ihm gegenüber so verhalten. Er kennt nichts anders. Er ist diese hierarchischen Verhältnisse gewohnt. Innert Bruchteile von Sekunden hat ihn der Lift zu seinem Stockwerk nach oben befördert. Es ist die 121igste Etage. Ruben verlässt siegessicher den Lift und geht den breiten Flur entlang in Richtung zu seiner Haustür. Noch ehe er sie öffnet, wird er von einem Gefühl der Angst und Ohnmacht übermannt…

  
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