Gewalt und Perversion gedeihen hier an diesem Ort des Grauens besonders gut. Wie Unkraut schiessen hier all die zerstörerischen Ideen, um in einen fauligen Kanal von Unzucht und Verbrechen zu münden. Jeder halbwegs normale Mensch macht einen riesigen Bogen um dieses Quartier, das die Todesraten von Vergewaltigungsopfern, Opfern von kranken Sadisten und ausgebrannten Selbstmördern in die Höhe schiessen lässt.
Mitten in dieser Kloake des Bösen steht ein Mann und bewacht den Eingang zur «Hölle», so nennen einige diesen Club hier. Das Zentrum allen Übels. Schon von weitem erkennt man den 230 cm Mann in einer blauen Uniform. Seine wenigen silbrigen Haare liegen wie Fäden auf seinen gigantischen Schultern. Eigentlich verlangt es die Vorschrift, dass er noch zwei Helfer an seiner Seite hat. Doch es ist kaum möglich, jemanden für diesen Job hier zu begeistern.
«Man muss schon ein Selbstmörder sein, um vor diesem Club zu stehen!», heisst es einmal von einem ehemaligen Elitesoldaten.
«Too much!», wispert ein arbeitsloser brutaler Schläger, dem das Arbeitsamt einen Job hier in diesem Club vorgeschlagen hat.
«Ich bin einverstanden!», antwortet Gusir, als ihm der Clubbesitzer, Xaver, der auf Jünglinge im zarten Alter zwischen 16 und 18 Jahren steht, ganz schüchtern diesen Job hier in «Anal juvenation» anbietet, so als ob er schon im Voraus ein «Nein» erwarten würde.
Doch der Hüne lässt ihn nicht einmal ausreden. Er besiegelt den mündlichen Arbeitsvertrag mit einem kräftigen Handschlag.
«Wollen wir das nicht schriftlich…».
«Wir brauchen nichts Schriftliches! Du brauchst jemand, der deinen Club bewacht und ich brauch einen Job!».
Mit diesen Worten verabschiedet er sich von Xaver und erscheint hier pünktlich sieben Stunden später. Seit seiner ersten Schicht hier sind bereits zwei Wochen vergangen. Messerstecherei, Vergewaltigungen in Toiletten, Drogenhandel und Schiessereien gehören hier zur Tagesordnung. Gelegentlich finden hier sogar Terroranschläge statt. Er hat schon zwei Bomben eigenhändig entschärft.
«Wir brauchen keinen Bombenexperten. Ich erledige das rasch!», antwortet er auf die wispernden Worte von Xaver, der seine geistigen Fähigkeiten anfangs stark unterschätzt.
Gusir, der über alles, was hier geschieht, Buch führt, lässt gefühlsmässig nichts an sich herankommen. Jede noch so eklige Tat beseitigt er still und emotionslos. Er steht nicht nur draussen vor dem Eingang unterhalb der blutroten Buchstaben, «Anal juvenation». Mehr als einmal in der Nacht fühlt er sich dazu veranlasst, in das mehrstöckige Gebäude dieses verruchten Clubs hineinzugehen, um «aufzuräumen».
Einmal rettet er einem hilflosen Jüngling das Leben, dessen Hauptschlagader in der linken Leistengegend getroffen ist. Das Blut spritzt nur so aus ihm heraus. Gusir verliert keine Zeit, die Blutung dieses Mannes zu stillen. Nebenbei verständigt er den Notfall und die Polizei. Würde er eine halbe Minute zögern, ginge das Opfer drauf.
Rechtzeitig erscheinen breitschultrige Männer in ihren Uniformen, die den Verletzen bergen und schnell in den Krankenwagen tragen. Die Polizei lässt auf sich warten. Erst nach einer halben Stunde erscheinen die Härtesten und Verzweifelten des Polizeireviers, die eh nichts zu verlieren haben. Sie haben ein leichtes Spiel. Gusir hat die schrecklichen Verbrecher alle blitzschnell überwältigt. Sie liegen bewusstlos wie auf dem Präsentierteller auf dem dreckigen Boden. In den darauf folgenden Stunden herrscht ein wenig Ruhe, bis dann der zweihundert Kilo schwere Barkeeper, ein ehemaliger Sumoringer, kreischend nach draussen stürmt und den Giganten mit einer schrecklichen Nachricht behelligt. Er bringt kaum ein vernünftiges Wort heraus.
«A-aaarschllll-o-oh-Vergewaltig-j-uve-n-ation…z-weiter S-tock…».
Gusirs Gesicht bleibt ausdruckslos, als er in das fette Gesicht von Edipatschi starrt. Doch seine silbergrauen Augen sprechen Bände. Hinter ihnen rattert eine ausgezeichnete neuronale Maschinerie, die die jetzige Situation in all ihren zeitlichen, räumlichen, psychologischen und technischen Ebenen analysiert. Nach wenigen Sekunden weiss er, was zu tun ist und lässt den Koloss von einem heruntergekommenen Bediensteten stehen. Wie eine Dampfwalze stürmt er hinein. Die meisten gehen ihm instinktiv aus dem Weg. Sie kennen ihn bereits. Diejenigen, die zu langsam sind, werden von dieser Drei Zentner Kilo Muskelmasse mit aller Gewalt aus dem Weg geräumt. Statt die Treppen zu benutzen, hangelt sich der Riese bis zum zweiten Stock nach oben. Die Worte, «Vergewaltigung» und «zweiter Stock», genügen ihm, um zu dem Schluss zu gelangen, dass in den Toiletten im zweiten Stock ein Verbrechen stattfinden muss.
«1-2-3-4-….-19-…».
Bei 21 hört Gusir auf zu zählen, als er in den nassen Bereich des zweiten Stocks eindringt und eine Sekunde wortlos auf den geschändeten Männerhintern starrt. Blut und eine milchig schleimige Flüssigkeit versperren den Zugang zu seinem ohnehin schon zerstörten Schliessmuskel. Die Verbrecher müssen wohl rechtzeitig gewarnt worden sein und das Weite gesucht haben. Er beginnt wieder mit dem Zählen, als er sich dem Opfer nähert, um sich um ihn zu kümmern. «1-2-3-…». Innerhalb von 5 Sekunden hat er seinen Erste-Hilfe-Kasten aus seinem winzigen Rucksäckchen hervorgezaubert, um das Opfer, das zu einer Salzsäule erstarrt zu sein scheint, zu verarzten.
Wieder unterbricht Gusir seine Arbeit, als sein Blick auf seinen Anus fällt. Der Schaden, die diese unbekannten Verbrecher angerichtet haben, sind nicht zu übersehen. Gusir hat in seinem Leben schon viel gesehen, gehört und erlebt. Doch diese Tat hat sogar ihn schockiert. Innerhalb einer Minute erstarrt er zweimal innerlich vor Entsetzen. Was dieser junge Mann erlebt hat, geht sogar ihm, für den Gewalt und Perversion zur Tagesroutine angehören, nahe.
Er steht mechanisch auf, entfernt sich von diesem Ort des Grauens und wagt es nicht einen weiteren Blick auf dieses splitternackte Opfer zu werfen. Immerhin hat Gusir dafür gesorgt, dass es nicht mehr auf allen Vieren regungslos auf dem Boden ausharrt und seinen verstümmelten Anus zur Schau stellt. Es liegt nun in Embryostellung, eingehüllt in eine Decke, zitternd auf dem Boden. Gusir versäumt es nicht, den Platz abzusichern, und wartet, bis die Ambulanz kommt. Wie immer kommt die Polizei viel zu spät. Dieses Mal können die Täter nicht gefasst werden.
Gusirs Beharrlichkeit macht sich wieder bezahlt. Er lässt seine Fühler ausstrecken, um die Verbrecher auszuspüren. Statt zu schlafen, verkehrt er in unzähligen von dunklen Kreisen, horcht aufmerksam, über was geredet wird. Er weiss, dass die anderen, wer auch immer sie sind, von seiner Suchaktion mitgekriegt haben. Das ist seine Absicht. Auf diese Weise veranlasst er die Betroffenen dazu, sich zu verraten. Je lauter er wird, desto deutlicher wird das angstvolle Geflüster der Verbrecher und derjenigen, die sie zu beschützen versuchen.
Innerhalb weniger Tage spürt er sie alle auf. Er verständigt die richtigen Kontaktmänner, die von seiner Suchaktion wissen. Er hat es nicht nötig, die schreckliche Tat zu vergelten. Er überlässt die Arbeit der Polizei, wie es sich gehört. Er ist nicht darauf aus, als Held gefeiert zu werden. Im Gegenteil, er verkriecht sich in seiner Anonymität, weil er befürchtet, dass sonst sein Leben eine neue Richtung einschlagen würde. Nichts hasst er mehr als Veränderungen.
Seither sind hier im Club, «Anal juvenation», noch viele weitere schreckliche Verbrechen begangen worden, die er am liebsten vergessen würde. Doch diesen Luxus kann er sich hier nicht leisten. Er gleicht einem Satelliten, als er seinen Blick über die vielen Köpfe der Menschen schweifen lässt, welche es nur darauf abgesehen haben, hier ihr Unwesen zu treiben. Ihm entgeht kein Detail. Er sieht zig Schritte möglicher Aktionen in Bruchteil einer Sekunde voraus, und handelt, noch ehe der Verbrecher selbst ahnt, was seine Tat überhaupt bewirken könnte.
Wie er breitbeinig vor dem Eingang steht, wirkt er wie ein dummer furchteinflössender Klotz. Doch er ist mehr als eine animalische Kampfmaschine. Er registriert all die vielen Reize um ihn herum und ordnet sie sacherecht. Physiognomie, Outfit und Sprache der Menschen verschaffen ihm Klarheit über den Zweck ihres Aufenthaltes hier. Ob Neonazi, radikaler Islamist, homosexueller Raufbold, er behandelt alle gleich. Er gibt keinem den Vorzug. Er beurteilt die Gäste nüchtern und emotionslos. Es sind die Unscheinbaren, um die er sich sorgen macht. Hinter ganz harmlosen Gesichtern verbergen sich manchmal die schlimmsten Monster.
Sobald Gusir den Klub verlässt, taucht er in eine ganz andere Welt ein. Er führt quasi ein Doppelleben. Dort, wo sich die meisten Menschen nicht hintrauen, fühlt er sich sicher. Aber in der Welt der Normalen, wo die meisten mit dem Leben klarkommen, fühlt er sich hilflos und verloren, wie ein Fisch im Trockenen. Als er im Morgengrauen nach Hause marschiert, versucht er vergeblich gegen seine aufkommenden Ängste anzukämpfen. Kaum hat er die miese Gegend der Gauner, Prostituierten, Drogendealer und deren Abhängigen verlassen, verkrampft er sich innerlich.
Er lebt zwar nicht in einer Bonzengegend, aber sie ist im Vergleich zu seinem Arbeitsort wohnlich. Hier lauern keine Gefahren auf ihn, auf die er sich mühelos einzustellen wüsste. Dafür erwarten ihn hier Dämonen ganz anderer Art. Jedes Mal, wenn er seine geräumige Einzimmerwohnung betritt, weht ihm ein unangenehmer Geruch entgegen. Er kann seine Angst riechen, die sich pünktlich bei ihm meldet, sobald er seine Türschwelle überschreitet.
Heute ist es ganz schlimm. Es ist der 1. April 2017. Er ist fünfzig geworden. Allein diese Tatsache reicht aus, um sich über seine Zukunft zu sorgen. Er hat nichts vorzuweisen als seine Militärkarriere vor geraumer Zeit und seine einseitige berufliche Spezialisierung im Bereich der Sicherheit. Und selbst da hapert es. Seit Jahren findet er in diesem Sektor keine richtige Stelle mehr. Er muss sich mit Gelegenheitsjobs herumschlagen, die ihm kaum etwas einbringen. Dass er die Stelle im «Anal juvenation» bekommen hat, verdankt er auch nur einem Zufall.
Er hat das Glück, einem hilflosen Opfer, das von rechtsradikalen Schlägern belästigt wird, zur Hilfe zu kommen. Das ist wieder einmal so eine Nacht, wo er nicht schlafen kann. Seine eigenen Dämonen hindern ihn daran. Also zieht er los und irrt durch dunkle Gassen. Um sich noch freier zu fühlen, verlässt er den festen Boden und erobert die unendlichen Weiten des Raumes, der ihm ein Gefühl von grenzenloser Freiheit vermittelt. Er gleicht einem Schatten, als er sich blitzschnell von einem Quartier zum nächsten durchhangelt. Ob Baum, Gebäude, Baustelle, Fabrikgelände oder Mast, überall findet er Halt. Wie ein Spinnenäffchen gleitet er durch die Lüfte, frei von Angst. Sein Kopf ist leer, frei und offen für jede Gefahr, die seines Erachtens zu beseitigen ist.
Obwohl er viel zu weit entfernt ist, um etwas zu sehen, hört er dank seines überdurchschnittlich gut funktionierenden Gehörs das Stimmengewirr von Männern. Er schliesst seine Augen, um die richtige Richtung auszuloten. Er könnte sich blind weiterhangeln. Er würde sein Ziel erreichen.
«Kleiner schwuler Arschficker! Früher hätte so etwas nicht einmal existieren dürfen!».
Ein kahlköpfiger Koloss von einem Mann mit einem kantigen Kinn steht breitbeinig vor seinem Opfer, das wimmernd auf dem Boden kauert. Gusir beobachtet haargenau all die vielen Gestalten, die einen Halbkreis um die zierliche Person am Boden machen. Die Konturen der Gesichter dieser bedeutungslosen Anhängerschaft verschwimmen im matten Mondlicht. Nur ihr Anführer leuchtet in all seinen Farben. Seine Glatze schimmert herausfordernd. Gusir hat das Gefühl, direkt in seine ausdrucksstarken Augen zu blicken. Was ihn verwundert, ist, dass das übliche Gelächter und die billigen Sprüche ausbleiben. Bei dieser Gruppe von Männern handelt es sich nicht einfach um Halbstarke, die Dampf ablassen wollen. Das sind knallharte Idealisten, die keinen Millimeter von ihren rückständigen Prinzipien abweichen.
Gusir hält den Anblick dieses vor Angst zitternden Menschen nicht länger aus. Bevor er sich selbst von ihrer Angst anstecken lässt, beginnt er wieder mit dem Zählen und landet von einer Höhe von fünf Metern wie eine Katze sanft auf dem harten Asphalt. Als er bei der Zahl sieben angelangt ist, liegen die Übeltäter auf dem Boden.
«Du kannst wieder aufstehen!», brummt er trocken und reicht dem verängstigten Mann seine Hand.
Kaum hat er sich aufgerichtet, beginnt er auf ihn einzureden. Gusir würde sich am liebsten seine Ohren zuhalten, um diesem Wortschwall zu entkommen. Stattdessen, blendet er seine hysterische Stimme aus, und konzentriert sich auf sein Aussehen. Der Mann, der sich mit Xaver vorstellt, ist mittelgross, hager und geht auf die sechzig zu. Er trägt eine hautenge Röhrenjeans, einen Rollkragenpullover und Krokodilslederschuhe. Sein mächtiger Schnurrbart und sein wilder Afrolook erinnern an die Klischeegestalten der Siebziger. Obwohl er selbst von der Abstammung her nichts Afrikanisches hat, gibt er sich gern exotisch und exzentrisch. Gusir, der sein Gesicht und seine gesamte Gestalt genauestens studiert, zählt 24 Pearcings, 10 Fingerringe und 6 Halsketten. Seine schrille pink Brille vervollständigt sein Bild eines heruntergekommenen Möchtegernhippie.
Als Gusir sich endlich von ihm verabschieden will, wechselt der alte Lüstling, der auf unschuldige unverdorbene Jungmänner steht, plötzlich das Thema. Es kommt für Gusir ganz unerwartet. Er bietet ihm einen Job an. Er hat es also einem puren Zufall zu verdanken, dass er wenigstens seine Wohnungsmiete bezahlen kann…
Zwischen ihm und seinem Arbeitstisch, wo ein Stapel Rechnungen auf ihn wartet, scheinen mehrere Kilometer zu liegen. So kommt es ihm auf jeden Fall vor. Wie damals, als er die Angst von Xaver spürt und sie überwindet, überquert er jetzt den Flur und erledigt seine Pflicht, ohne darüber nachzudenken. Wie ein Buchhalter jongliert er mit Zahlen, wägt ab, skaliert die Fakten nach deren Wichtigkeit und trifft entsprechend seine Entscheidungen. Mit einem langen schriftlichen Antrag auf Fristenverlängerung an die Steuerbehörde schliesst er ab.
Am liebsten hätte er sich jetzt aufs Ohr gehauen. Aber daran ist nicht zu denken. Die Pflicht ruft. Er gehört zu denjenigen, die es damit sehr genau nehmen. Er hat einen Termin beim Arbeitsamt wahrzunehmen. Wenn er dort zu spät oder gar nicht erscheint, muss er mit einer Reduzierung seiner Taggelder rechnen. Er zieht hastig seine Uniform aus, die er sich eigen für seinen neuen Job gekauft hat. Er duscht sich rasch und schlüpft in modische Kleider, die er sich selbst genäht hat. Sie sind von ihm massgeschneidert. Er hat seine Suche nach Geschäften, die Kleider für seine Körperproportionen anbieten, schon längstens aufgegeben. Vor Jahren beschliesst er, sich das Schneidern beizubringen, weil er es nämlich leid ist, wie ein armseliger Penner herumzulaufen, bei dem weder Hose, T-Shirt, noch Jacke richtig an seinem Körper sitzen. Da er sich einen Schneider nicht leisten kann, wird er selbst zum Schneider.
Er verlässt erneut seine Wohnung. Draussen weht ein kalter Wind. Es fröstelt ihm ein wenig. Statt zurückzukehren und sich eine Jacke zu holen, lässt er rhythmisch all seine Muskeln kontrahieren, bis sich eine wohlige Wärme in seinem Körper ausbreitet. Er merkt nicht einmal, dass er schon längstens mit dem Zählen begonnen hat. «1-2-3-4-…». Dabei achtet er auf jedes Detail in seiner Umwelt. Seine Emotionen schaltet er bewusst aus, weil er sich nicht imstande sieht, sie zu kontrollieren.
Er weiss nur zu gut, dass er aufgrund seiner Körpergrösse und Statur auf seine Mitmenschen wie ein riesiger Hulk wirken muss. Deshalb achtet er darauf, besonders vorsichtig zu gehen, damit er niemanden versehentlich überrollt. Trotz seiner Körpermasse schlängelt er sich elegant durch die Menschenmenge. Älteren Personen, Frauen und Kindern weicht er selbstverständlich aus. Er nimmt aber auch auf jüngere männliche Passanten Rücksicht. Trotzdem machen die meisten Menschen einen riesigen Bogen um ihn. Nicht nur seine körperlichen Ausmasse wirken abschreckend auf die anderen. Mit seinem starren Blick und seiner maskenartigen Mimik schreckt er jeden Normalsterblichen ab.
Gusir sollte sich eigentlich daran gewöhnt haben, stets im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Bereits als Kind fällt er mit seinen wuchtigen Körperausmassen auf. Dazu kommt, dass sein Gesicht auffallend feminin wirkt. Dieser Gegensatz macht es ihm nicht gerade leichter. Mit seinen grossen Augen und seinen lang geschwungenen Wimpern konkurriert er noch heute mit jeder Frau.
Plötzlich biegt er rasch in einer Seitengasse ab und klettert flink die brüchigen Fassaden hoch. Hoch oben auf den Dächern fühlt er sich frei. Er ist nicht mehr den Blicken der anderen ausgesetzt. Er sucht sich eine Strecke aus, wo die Häuser enger nebeneinander liegen. Dennoch reicht seine eigene Sprungkraft nicht immer aus. Dann benutzt er einfach sein elastisches Gummiseil, dessen Länge er per Knopfdruck mühelos variieren kann. Auf diese Weise gelangt er viel schneller ans Ziel. Er seufzt und lauscht dem Gekreische der Möwen, als er zum bewölkten Himmel starrt. Er weiss, dass er bald wieder auf den Boden der Realität stehen wird, wo ihn jeder begafft, als ob er das achte Weltwunder wäre.