Interprofessionelle
Gewerkschaft der
ArbeiterInnen

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Jahresbericht 2011

der Interprofessionellen Gewerkschaft der ArbeiterInnen

"Beschäftigungsprogramme gehen uns auf den Sack!" der 1. Mai-Flyer sorgte für Aufregung

Einblick in die Beratung

Innerhalb der Probezeit gekündet, Job ade...
Im Rückblick auf das vergangene Jahr, erinnere ich mich, dass ich mehrere Fälle wegen Kündigungen in der Reinigungsbranche zu bearbeiten hatte. Mehreren Personen wurde von der gleichen Firma gekündigt. Immer in der Probezeit. Das System, dass man den Menschen Hoffnungen macht, ihnen einen Job anbietet und dann ohne Skrupel doch wieder kündet, scheint normal zu sein. Laut Arbeitsgesetz darf der Arbeitgeber, aber auch der Arbeitnehmer innerhalb der Probezeit kündigen, bei einer Kündigungsfirst von sieben Tagen. Jedoch, so wie das heute verläuft und praktiziert wird, ist für mich sehr fragwürdig. Das Ziel eine Festanstellung zu erhalten, scheint unter diesen Umständen und mit dieser Praxis unwirklich.

Hotel Mama
Weiter haben einmal mehr die alleinerziehenden Mütter und Väter, deren Kinder volljährig wurden, ein grosses Nachsehen. Alleinerziehende Mütter oder Väter erhalten bis zum 18. Altersjahr ihrer eigenen Kinder, in der Regel Alimente oder Kinderrente. Dies zur Unterstützung während der Schule, oder weiterführenden Ausbildungen ihrer Kinder. Mit der Volljährigkeit des Kindes kann sich dies schlagartig ändern. Wenn die eigene Tochter oder der Sohn gerade 18 Jahre alt wurde und arbeitslos ist, also keine weiterführende Schule besucht und keine Lehstelle fand, entfallen Alimentenzahlungen sowie weitere Unterstützungen wie Ausbildungszulagen, Mietzinszuschüsse etc. Dies hat meistens sehr einschneidende Folgen für das Familienbudget. Dies kann schon mal mehrere hundert Franken ausmachen. So wird man gezwungen, zu sparen. Ausserdem sitzen diese jungen Erwachsenen oft zu Hause, sind deprimiert und sehen für sich selbst keine Zukunft. Oft nehmen sie die gut gemeinten Ratschläge der Eltern nicht ernst. Hier hadern die Eltern oft mit ihren volljährigen Kindern, wissen nicht, was sie ihren Kindern an Unterstützung bieten könnten, oder was man in so schwierigen Momenten vom eigenen Kind erwarten und fordern darf. Dies kann dann auch dazu führen, dass das „Hotel Mama“ der Ort wird, wo es sich der junge Erwachsene bequem macht. Bequem, weil die Wäsche gemacht wird, das Essen eingekauft wird, weil rundherum alles in Ordnung ist. Einige Mitglieder berichteten mir genau von solchen Momenten mit ihren eigenen Kindern bei sich zu Hause. Wie schwierig es die Jungen Menschen heute haben und wie kompliziert die Anforderungen nach der obligatorischen Schulzeit geworden sind, sehe ich selbst in meinem eigenen Umfeld. Dennoch darf die Bequemlichkeit nicht die Regel werden. Begleitungen zu Fachstellen sind in solchen Momenten, in denen der Junge Mensch mit sich hadert, hilfreich und nützlich, um eventuell neue Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen und um einen neuen Weg in die Berufswelt zu finden.

Rückforderungen treiben die Familien oft in eine erneute Schuldenfalle
Ein immer wiederkehrendes Problem unserer Mitglieder, sind die hohen Rückforderungen vom Amt für Sozialbeiträge. Wenn sich beim Einkommen der Familie etwas ändert, der Lohn höher oder tiefer wird, wenn ein junger Mensch auszieht und die Familie verlässt, oder wieder neu bei der Familie einzieht. Wenn die erwachsenen Kinder eine Ausbildung beginnen und einen Beitrag zum Familienbudget leisten. Wenn der Mietzins steigt oder sinkt, wenn die Mutter oder der Vater arbeitlos wird... dann muss dies beim Amt gemeldet werden, damit eine Neuberechnung der Unterstützung stattfinden kann. Hat man vergessen, dies zu melden, so flattert Monate später eine Rückforderung in der Höhe von mehreren hundert Franken ins Haus. Dies hat zur Folge, dass gerade bei Familien, die bereits schon in finanziell prekären Situationen überleben müssen, in einen Schuldenstrudel geraten. Erlassgesuche die man von unserer Seite her in solchen Momenten schreiben kann, führen nicht immer zum gewünschten Erfolg. Da bleibt dann nur noch die Ratenzahlung. Das System und Gesetz der Rückforderungen ist unbefriedgiend und verlangt nach einer vereinfachten Lösung. Hier ist die IGA in der Beratung gefordert, all diese Beizettel des Amtes den Mitgliedern genausetens zu erklären, damit die Mitglieder keine Rückforderungen erhalten. Dies ist einfacher gesagt als getan. Ständig ändert sich etwas. Nicht nur die Verständigung ist schwierig, es ist auch eine enorme Belastung für Familien, die Übersicht zu bewahren und Änderungen rechtzeitig zu melden.

Mitgliederzahlen
Im Jahr 2011 sind 16 Personen neu der IGA beigetreten, während wir 10 Personen aus unserer Mitgliederlisten streichen mussten. Die meisten, weil sie ihre Mitgliederbeiträge seit längerer Zeit nicht bezahlt haben. Insgesmt hat die IGA 168 Mitglieder.

Ein Versuch an der Retraite 2011 das funktionieren der IGA grafisch darzustellen (Ausschnitt)

IGA-Retraite
«Macht hoch die Tür, das Tor steht weit, es kommt die IGA, der Herrlichkeit». Mit diesen Worten verabschiedete sich unser Gastgeber im ehemaligen Kloster von Lucelle an einem Sonntag im Februar nachdem wir ihm zuvor am Samstag fast mit der Tür ins Haus gefallen sind. Dazwischen lagen intensive anderthalb Tage diskutieren, analysieren, Ideen schmieden, Flipcharts voll schreiben, etc. Wir diskutierten, wie wir unsere Zusammenarbeit in Zukunft besser strukturieren wollen, welche Ergänzungen wir für das Leitbild vorschlagen, wie wir mit der wachsenden Nachfrage nach Beratung umgehen wollen, und wie wir uns die IGAZukunft in einem Weltbürgerhaus vorstellen.

Intern

IGA