Interprofessionelle
Gewerkschaft der
ArbeiterInnen

Kleinhüningeranlage 3
4057 Basel

Tel. 061 681 92 91
Mo, Di, Do 14 - 17 h

Aktuell
Newsletter IGA-aktuell

Agenda
IGA-Jukebox!

Kalender

Leben und Arbeiten in Basel
https://mitpapieren.ch/

Das IGA-Solidaritätskonto: IBAN CH33 0900 0000 4001 2009 0

Aus der A-Post 2003/4

Mit Handwerk und Sprache die Identität bewahren

Wer die Basler Szene kennt, kennt auch Aziz Yilmaz, der wohl schon jedem und jeder einmal einen Drink über die Theke der gerade angesagtesten Alternativkultur-Bar gereicht hat.

Aber wie alle in unserem Land tätigen ImmigrantInnen hat auch Aziz Yilmaz ein Leben jenseits der Lohnarbeit: 1985 kam der damals 27jährige aus seiner Heimatstadt Palu in der Osttürkei in die Schweiz und blieb auf dem Weg nach Deutschland in Basel hängen. Das war gerade zur Zeit der Alten Sadtgärtnerei, und die Offenheit, die damals dort herrschte, hat auch ihn, sagt er, "frei gemacht". Da er seinen Gang ins Ausland sehr bewusst getan hatte, habe es ihm nie gelegen, "in einem selbstgebauten Ghetto zu verharren". Für ihn heisst "Leben" so viel wie "Lernen".

Aziz fühlt sich bei uns integriert: "Ich habe Wurzeln hier." Mittlerweile ist er auch verheiratet, und mit der Geburt seiner beiden Kinder wuchs in Aziz die Frage danach, wie er seine Tochter und seinen Sohn mit der Heimat und Kultur ihres Vaters in Kontakt bringen könnte. Als Kurde ist er nur zu gut damit vertraut, Kultur als einen Kampf um die Identität mit den Mitteln der Sprache zu verstehen. Aber er wollte auch etwas Konkretes und Handfestes schaffen, etwas, das seinen existenziellen und kulturellen Hintergrund für andere sichtbar und fühlbar macht.

So kam er auf die Idee, Handwerk im kurdischen Stil zu produzieren. "Kunst", sagt er, "ist nichts anderes als friedliche politische Tätigkeit." Und das macht er nun seit über zehn Jahren.

Aziz’ "Produktpalette" umfasst diverse Holzmöbel wie Hocker, Tische und Sofas mit den dazugehörigen Polstern, Kissen und Decken. Er näht wiegende Hängematten und Hängesitze für Kinder, Meditations- oder einfach bequeme Sitzkissen für die Grossen. Dazu verwendet er ausschliesslich natürliche Materialien: einheimische Hölzer, Schurwolle, Rosshaar und Kokosfasern. Aziz Yilmaz geht gerne und viel wandern, ihn fasziniert die Vielfalt der möglichen Wege, die man einschlagen kann, wenn man kein vorgegebenes Ziel im Sinn hat.

In besonderer Erinnerung ist ihm eine Wanderung entlang des Rheins zu dessen Quelle. Nichts, meint Aziz, könne einem "die Beweglichkeit der Grenzen“ deutlicher vor Augen führen. Überhaupt, der Rhein: Er ist für Aziz ein mächtiges und zugleich besänftigendes Symbol für die Stadt Basel. Ja, mehr noch: "Der Rhein ist für mich wie ein Gott", findet er. Von dem gemächlichen Strom gehe eine grosse Ruhe aus, die sich irgendwie auch auf das urbane Klima der Stadt auswirkt. Dank des Rheins gehen in Basel Beweglichkeit und Gelassenheit Hand in Hand.

Manfred Reist

Intern

Arbeitswelten